Und wieso steigen mit mir nur 14 weitere Passagiere zu? Ja,
14. Ich hab sie einzeln abgezählt.
Zögerlich setze ich einen Fuß aufs Treppchen, das mich in
den Bauch dieses „Dings“, dessen Daseinsberechtigung wohl seinen Zenit
überschritten hat. (Vor rund einem Monat ist eine Maschine von der Lao Airlines abgestürzt.
43 Personen tot, keine Überlebenden. Gelesen habe ich diese Info allerdings
erst zwanzig Minuten nach Buchung. Meine Zweifel haben also einen begründeten
Ursprung.)
Instinktiv ziehe ich den Sicherheitsgurt enger als üblich.
Vor mir, hinter mir, die Reihe neben mir: gähnende Leere. Die 14 Passagiere verteilen
sich in großzügigen Abständen. Gut so, denke ich mir. Sollte der Vogel früher
als erwartet den Boden küssen, gibt’s wenigstens kein Gedränge bei den Notausgängen.
Na bitte, positives Denken in Reinform, sinniere ich, während ich mir als Beschäftigungstherapie
einen Oreo-Keks nach dem anderen reinschiebe.
Zehn Minuten später ist nix mehr mit Keksen. Alle ratzeputz
aufgegessen. Wo ist eigentlich die Stewardess? Wegan an Glasal Wasser warats …
Das „Flugzeug“ schickt sich an, zu starten. Einmal würde ich
mir diese Sicherheitsverhaltensweisen reinziehen, und dann gibt’s keine … wo
waren nochmal die Schwimmwesten? Unter meinem oder unter dem Vordersitz? „Du bist
komplett plemplem“, konstatiert mein Optimismus, der es sich neben mir
gemütlich macht, und zeigt mir den Vogel. „Und wo genau gibt’s zwischen Saigon
und Pakse ein Meer?“. Touché. Kein Meer. Aber den Mekong …, nuschle ich in mich
rein.
Wir starten, es drückt mich zehn Zentimeter tiefer in meinen
Sitz, und jetzt kann ich mir tatsächlich ein Grinsen nicht verkneifen – ich steh
drauf! Auf nach Laos!
Sichere Ankunft in Laos
Am Flughafen angekommen stehe ich mal wieder ohne Bargeld
da. Shit. Ich wusste doch, dass da noch was war. Naja, der ATM dort wird ja
wohl funktionieren, im Gegensatz zu Kambodscha/Siem Reap. Mhm. In Pakse gibt’s in
der Ankunftshalle nicht mal nen ATM. Also wieder Pass abgeben, ATM suchen,
außer Betrieb, einen zweiten gibt’s nicht. Man kann aber persönlich Geld beheben.
Es dauert nur, bis ich das der Dame hinter dem Schalter begreifbar mache. Dann hebt sie
mir statt 50$ nur 0,50$ ab. Naja, ist ja nicht so, als ob ich Spesen zahlen
müsste … one more try.
Draußen angekommen herrscht gähnende Leere. Alle 14
Passagiere sind schon weg. Nein, doch nicht. Hinter mir ein französisches
Ehepaar, der Mann sitzt im Rollstuhl, und ich habe schon beim Hinflug meine
Hilfe angeboten. Wir beschließen gemeinsam ein Taxi zu nehmen und als
Dankeschön für meine Hilfe, übernimmt das Pärchen die Taxifahrt. Sehr nett
finde ich das, französischer Charme eben. Vielleicht dachten sie aber auch, ich
wäre bedürftig, nachdem ich ihnen auf Nachfrage erzählt habe, dass meine
Unterkunft 6$/Nacht kostet …
Dort angekommen, geht es erstmal steil bergab. Ich fühle mich
einsam. Nach drei Wochen gemeinsamen reisen mit Sylvia, bin ich jetzt wieder alleine.
Die Frage, was ich hier eigentlich tue, lässt natürlich auch nicht lange auf
sich warten. Was tun, wenn man sich unwohl fühlt? Genau. Schlafen.
Irgendwann treiben mich das unbequeme Bett und der Hunger in
die Lobby, und ich versuche auch gleich eine Tour zum Bolaven-Plateau zu
organisieren. Fehlanzeige. Es haben sich mit mir nur drei Personen dafür
angemeldet. Mindestteilnehmeranzahl sind vier. Stattdessen wollen sie mir eine
Tour zu einem Tempel schmackhaft machen. Danke, aber nein danke. Davon hatte
ich in Kambodscha ausreichend.
Und dann geht alles ganz schnell. Ein Israeli quatscht mich
an, wir gehen etwas essen, drei seiner Freunde, inkl. einer Deutschen, gesellen
sich zu uns und ich schließe mich ihnen kurzerhand an. Morgen geht’s zu den Si
Phan Don (4.000 Inseln). Angeblich gibt es dort Irrawaddy-Delphine. Vielleicht
habe ich Glück.
Ich habe noch keine Ahnung, wie lange ich dort bleiben werde,
oder wie es dann weitergeht. Aber für den Augenblick bin ich sehr zufrieden und
happy!
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