Montag, 2. Dezember 2013

Quasi im Privatjet nach Laos

„Du bist doch früher so gerne geflogen. Flugangst ist dir fremd! Freu dich – es geht endlich nach Laos und alles ist  gut“, versucht mich mein Optimismus zu motivieren, während ich mit langem Gesicht vor dem Schrotthaufen stehe, der mich angeblich in ein paar Minuten von A nach B bringen soll. Es stimmt ja, ich fliege an sich sehr gerne. „Na siehst du!“, triumphiert mein Optimismus, „bei der kleinen Maschine sind Start und Landung ein doppeltes Vergnügen und wenigstens noch interessant.“ Mh. Hoffentlich nicht zu interessant.


Und wieso steigen mit mir nur 14 weitere Passagiere zu? Ja, 14. Ich hab sie einzeln abgezählt. 

Zögerlich setze ich einen Fuß aufs Treppchen, das mich in den Bauch dieses „Dings“, dessen Daseinsberechtigung wohl seinen Zenit überschritten hat. (Vor rund einem Monat ist eine Maschine von der Lao Airlines abgestürzt. 43 Personen tot, keine Überlebenden. Gelesen habe ich diese Info allerdings erst zwanzig Minuten nach Buchung. Meine Zweifel haben also einen begründeten Ursprung.)

Instinktiv ziehe ich den Sicherheitsgurt enger als üblich. Vor mir, hinter mir, die Reihe neben mir: gähnende Leere. Die 14 Passagiere verteilen sich in großzügigen Abständen. Gut so, denke ich mir. Sollte der Vogel früher als erwartet den Boden küssen, gibt’s wenigstens kein Gedränge bei den Notausgängen. Na bitte, positives Denken in Reinform, sinniere ich, während ich mir als Beschäftigungstherapie einen Oreo-Keks nach dem anderen reinschiebe. 

Zehn Minuten später ist nix mehr mit Keksen. Alle ratzeputz aufgegessen. Wo ist eigentlich die Stewardess? Wegan an Glasal Wasser warats …

Das „Flugzeug“ schickt sich an, zu starten. Einmal würde ich mir diese Sicherheitsverhaltensweisen reinziehen, und dann gibt’s keine … wo waren nochmal die Schwimmwesten? Unter meinem oder unter dem Vordersitz? „Du bist komplett plemplem“, konstatiert mein Optimismus, der es sich neben mir gemütlich macht, und zeigt mir den Vogel. „Und wo genau gibt’s zwischen Saigon und Pakse ein Meer?“. Touché. Kein Meer. Aber den Mekong …, nuschle ich in mich rein. 

Wir starten, es drückt mich zehn Zentimeter tiefer in meinen Sitz, und jetzt kann ich mir tatsächlich ein Grinsen nicht verkneifen – ich steh drauf! Auf nach Laos! 

Sichere Ankunft in Laos

Am Flughafen angekommen stehe ich mal wieder ohne Bargeld da. Shit. Ich wusste doch, dass da noch was war. Naja, der ATM dort wird ja wohl funktionieren, im Gegensatz zu Kambodscha/Siem Reap. Mhm. In Pakse gibt’s in der Ankunftshalle nicht mal nen ATM. Also wieder Pass abgeben, ATM suchen, außer Betrieb, einen zweiten gibt’s nicht. Man kann aber persönlich Geld beheben. Es dauert nur, bis ich das der Dame hinter dem Schalter begreifbar mache. Dann hebt sie mir statt 50$ nur 0,50$ ab. Naja, ist ja nicht so, als ob ich Spesen zahlen müsste … one more try. 

Draußen angekommen herrscht gähnende Leere. Alle 14 Passagiere sind schon weg. Nein, doch nicht. Hinter mir ein französisches Ehepaar, der Mann sitzt im Rollstuhl, und ich habe schon beim Hinflug meine Hilfe angeboten. Wir beschließen gemeinsam ein Taxi zu nehmen und als Dankeschön für meine Hilfe, übernimmt das Pärchen die Taxifahrt. Sehr nett finde ich das, französischer Charme eben. Vielleicht dachten sie aber auch, ich wäre bedürftig, nachdem ich ihnen auf Nachfrage erzählt habe, dass meine Unterkunft 6$/Nacht kostet … 

Dort angekommen, geht es erstmal steil bergab. Ich fühle mich einsam. Nach drei Wochen gemeinsamen reisen mit Sylvia, bin ich jetzt wieder alleine. Die Frage, was ich hier eigentlich tue, lässt natürlich auch nicht lange auf sich warten. Was tun, wenn man sich unwohl fühlt? Genau. Schlafen. 

Irgendwann treiben mich das unbequeme Bett und der Hunger in die Lobby, und ich versuche auch gleich eine Tour zum Bolaven-Plateau zu organisieren. Fehlanzeige. Es haben sich mit mir nur drei Personen dafür angemeldet. Mindestteilnehmeranzahl sind vier. Stattdessen wollen sie mir eine Tour zu einem Tempel schmackhaft machen. Danke, aber nein danke. Davon hatte ich in Kambodscha ausreichend. 

Und dann geht alles ganz schnell. Ein Israeli quatscht mich an, wir gehen etwas essen, drei seiner Freunde, inkl. einer Deutschen, gesellen sich zu uns und ich schließe mich ihnen kurzerhand an. Morgen geht’s zu den Si Phan Don (4.000 Inseln). Angeblich gibt es dort Irrawaddy-Delphine. Vielleicht habe ich Glück.

Ich habe noch keine Ahnung, wie lange ich dort bleiben werde, oder wie es dann weitergeht. Aber für den Augenblick bin ich sehr zufrieden und happy!

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