Freitag, 3. Januar 2014

Confessions in Paradise

Ich habe schon länger nichts mehr von mir hören lassen, um genau zu sein: Seit meiner Ankunft in Indonesien nicht. Es soll sich aber niemand Sorgen machen, deswegen hier ein paar kurze Zeilen.

Was habe ich in der Zwischenzeit getan? In Lombok angekommen, ging es nach Kuta im Süden (nicht zu verwechseln mit Kuta auf Bali) und im Nachhinein betrachtet, hat mich bereits die Ankunft am Flughafen auf die nächsten Tage vorbereitet. 


Zuerst erfahre ich, dass es in Indonesien nicht so einfach wie in Kambodscha oder Laos ist, sein 30-tägiges Visum zu verlängern. Ich werde hier insgesamt 41 Tage sein, d.h., laut Auskunft am Schalter: Ich muss nach dem 25. Tag einen Antrag stellen, insgesamt drei Mal zu einer Art Behörde stiefeln und kann deswegen über eine Woche nicht den selben Ort verlassen. Klasse. War anders geplant. Geht sich das überhaupt aus? Nach dem 25. Tag bin ich ev. schon auf Java und da habe ich dann keine Zeit mehr eine Woche lang wo zu bleiben … egal, darum kann ich mich später kümmern. 

Nachdem ich meinen Rucksack hochgehievt habe, stoppt mich ein Miami Vice-Verschnitt von Polizist und quetscht mich aus. Mit wem ich reise? Alleine, ist meine Antwort, was ein skeptisches Augenbrauenhochziehen nach sich zieht – seinerseits. Wohin ich wolle. Nach Kuta. Wo werde ich wohnen? Mir kommt das langsam spanisch vor, zumal ich die einzige bin, die hier mit Fragen dieser Art gelöchert wird. In Sekundenbruchteilen schießen mir Folgen von National Geographic durch den Kopf, von Frauen, die als Drogenkuriere ihr Dasein in asiatischen Gefängnissen fristen. Hoffentlich hat mir niemand was zugesteckt. 
Besuche ich jemanden, reißt mich der Polizist ins Verhör zurück. Nein, verdammt! Das „verdammt“ hab‘ ich mir gespart und stattdessen mein liebreizendstes Lächeln zur Schau gestellt, mit einem unschuldig naiven Blick als Sahnehäubchen. Er sieht in meinen Pass und ich versuche ihm zu erklären, dass ich schon seit rund zwei Monaten durch Asien reise und mich jetzt sehr auf Lombok und Bali freue. Wieso ich allein reise. Ja, warum denn nicht?  Also wenn ich ihm jetzt auch noch meine Beweggründe erklären muss, dann kann ich meine Visumsverlängerung gleich hier ausfüllen, das würde nämlich so seine Zeit dauern.

Ich versuche das Kreuzverhör charmant zu beenden und auf Smalltalk zu switchen. Wie ist denn so das Wetter in Lombok? Und hat er vielleicht einige Tipps für mich? Es kostet mich einiges an Mühe mein Lächeln nicht gegen einen fassungslosen Gesichtsausdruck zu tauschen, als ich merke, dass er tatsächlich darauf einsteigt. Nach weiteren zehn Minuten des Geplänkels, händigt er mir meinen Pass aus und gibt mit den Rat aufzupassen. In Indonesien seien einige Gigolos unterwegs. Wow … und wie er doch Recht hatte! Aber dazu später. 

Als ich endlich das Gebäude verlasse, stürzt eine Horde an Taxifahrern auf mich zu, wovon ich alle bis auf einen abwimmeln kann. Er hat es sich auf die Fersen geheftet mein, nicht ganz so unauffälliger, Schatten zu sein. Dabei wollte ich mich zuerst orientieren. Wo sind die offiziellen Taxis? Wo kann ich Zigaretten kaufen und wo ist der ATM? Bis ich all das herausgefunden hab, sprach mich zum Glück ein Japaner an, der ebenfalls nach Kuta wollte. Alle anderen Passagiere sind offenbar nach Sengiggi in den Norden gefahren (auch meine Wahl zuerst Kuta zu besichtigen hat Mr. Miami Vice stutzig gemacht). Der Japaner hat bereits ein Taxi organisiert, von dem ich bezweifle, dass es ein offizielles ist. Mein Schatten beschwert sich lautstark, aber ich lasse ihn stehen. Als wir die dunkle und kurvige Straße entlang rollen, bin ich froh nicht alleine zu sein. Die Worte von Mr. Miami Vice kommen mir in den Sinn.

Aber wie immer – es ist alles gut gegangen. 

Kuta hat mich allerdings enttäuscht. Wenig los, äußerst aufdringliche Einheimische, der Japaner spricht zehn Wörter Englisch und so komme ich meiner Silent Tempel-Erfahrung also doch noch etwas näher. 


Weit und breit Einöde, aber William & Kate schaffen es überall hin.

Der Rest ist schnell erzählt, von Kuta geht es noch in eine Ortschaft nach Osten, dann zurück und nach Sengiggi, wo ich Weihnachten verbringe. Ich gönne mir zur Feier des Tages eine bessere Unterkunft und blicke am Weihnachtsabend einem unglaublich schönen Sonnenuntergang entgegen – dem ersten seit Wochen, wie mir die Hotelangestellten sagen. Da hatte wohl das Christkind seine Hände im Spiel. Diesem Sonnenuntergang verdanke ich es auch, Weihnachten nicht alleine zu verbringen. Er zieht nämlich auch vier Deutsche an, mit denen ich schnell ins Gespräch komme. Spontan laden sie mich ein, mit ihnen zu Abend zu essen, was ich sehr, sehr nett finde. Margit, Paul und Stefan sind Geschwister, Margit und ihr Freund Theo leben in Singapur. Stefan hat am 24.12. sogar Geburtstag, und so bin ich umso mehr gerührt, dass sie mich eingeladen haben. 
An dieser Stelle nochmal: Danke! Ich habe den Abend und eure Gesellschaft sehr genossen! 

Nachdem mich allerdings auch Sengiggi nicht begeistern kann, es außerdem ständig regnet, beschließe ich schneller als geplant auf die Gili Islands zu fahren. Nach einer abenteuerlichen Überfahrt auf einer gefühlten Nusschale begrüßt mich Gili Trawangang mit Sonnenschein. Fein. Dachte schon es gibt sie nicht mehr. Da ja viele erst am 25.12. Weihnachten feiern, gibt’s am Abend überall großartige Partys, und ich freue mich mal wieder einen guten Mojito zu trinken und zu tanzen. 

Nach ein paar Tagen wird es mir langweilig, und ich beschließe nach Bali aufzubrechen. Es ist Zeit für etwas Neues und vor allem neue Leute kennenzulernen. Diesmal geht es nach Kuta-Bali und naja, was soll ich sagen. Ich muss dem Reiseführer recht geben, wenn er sagt, dass die Locals äußerst aufdringlich sind und man nicht das Gefühl hat in der Eat-Pray-Love-Welt angekommen zu sein. 

Zur Abwechslung regnet es mal wieder, was es auch nicht leichter macht jemanden kennenzulernen. An einem der wenigen Sonnenminuten schwinge ich mich zum Pool und werde dort von Kanadiern angesprochen, mit denen ich letztlich auch Silvester verbringe. Tagsüber regnet es wie aus Eimern, was mich hoffen lässt, dass es am Abend besser wird. Das ist tatsächlich so, als ich nach dem Club allerdings zum Strand aufbrechen will, sind die Straßen wieder überflutet. 

Tja, irgendwie müssen wir aber nach Hause und nachdem die Stimmung gut ist, ziehe ich mir meine Schuhe aus und lehne dankend das Angebot des Kanadiers ab, mich zu tragen. Wozu denn getragen werden? Nass werde ich sowieso, der Regen kommt ja schließlich von oben, und wie oft kann man in Wien schon durch Wasser tanzen, dass einem weit bis über die Knöchel reicht? 

In dieser einen Situation kann ich der Regenzeit also was Gutes abgewinnen, aber in Summe nervt es. Ich habe mit ein paar Stunden Regen am Tag gerechnet, nicht mit sowas. 

Deswegen werde ich morgen meine Zelte hier abbrechen,  nach Ubud ins Landesinnere fahren, mir vielleicht von Ketut aus Eat Pray Love aus der Hand lesen lassen, und vielleicht finde ich einen Fotoworkshop, der erschwinglich ist. Je nachdem, wie es mir dort gefällt bleibe ich noch oder ziehe weiter. 

Ich überlege ernsthaft meinen Rückflug von Jakarta nach Bangkok umzubuchen, weil mir die Sonne wirklich fehlt. Nach vielem hin und her und Ratschlägen von Freunden, ist Thailand die einzige Option, wo ich meine Reise beenden kann. Indien, Myanmar, Philippinen, Australien, Laos, Kambodscha, Vietnam, Sri Lanka, Malaysien etc. kommen nicht in Frage, aus unterschiedlichsten Gründen. Entweder war ich schon da, es ist zu teuer oder ich will dort nicht alleine hin. Also scheint mir Thailand die beste Option zu sein. 

Java kann ich auch noch ein anderes Mal besuchen. Wenn keine Regenzeit ist und Jakarta nicht unter Wasser steht. 

Aber jetzt bin ich auf Ubud gespannt und werde mir mein Ticket besorgen.


Der Sonnenuntergang, den das Christkind gebracht hat.

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