Samstag, 11. Januar 2014

Freud‘ und Leid liegen nah‘ beinand‘



Wie wahr, wie wahr. Während ich mich tagsüber noch von Ubud verabschiede und die atemberaubende Landschaft von Bali bewundere (Pura Tanah Lot, Sangeh Monkey Forest, Reisterrassen in Jatiluih), abends am Balian Beach - meine nächste Station für zwei Tage - ankomme, wo ich die vermutlich lustigsten Dänen überhaupt kennenlerne und am schwarzen Strand riesen Wellen, die Surferherzen höher schlagen lassen, vermutlich ewig mit offenem Mund bestaunen könnte, ging es nachts so steil bergab, dass mir schwindlig wurde.


Im wahrsten Sinne nämlich. Ich kann mich nicht erinnern, wann es mir jemals körperlich so schlecht ging. An Schlaf war nicht zu denken. Magenkrämpfe der Sonderklasse hielten mich wach, und Muskelschmerzen kamen auch dazu, was mich in Alarmbereitschaft versetzte. Denguefieber? Bitte, bitte nicht! 

Ärgerlich rekapituliere ich den Tag: War es wirklich notwendig, in so einer kleinen Baracke zu frühstücken? Musste ich wirklich barfuß durch die Flut waten (und mir dabei die große Zehe verletzen), um dann von einem heiligen Quellwasser zu trinken? (Das war übrigens tatsächlich beeindruckend. Man stelle sich einen Tempel auf einem Felsvorsprung im Meer vor, in dessen Mitte Trinkwasser entspringt – kein Meerwasser, sondern Süßwasser aus einer unterirdischen Quelle.) Und dieses Mittagessen in Jatiluih ... aber eigentlich war ich die letzten Tage schon so schlapp und müde. Und ich schimpfe mal so ganz generell mit mir – ich trinke viel zu wenig! 

Am Weg ins Bad schreckt mich eine handtellergroße Spinne aus meinem nutzlosen Gedankenkarussell. Als wir uns entdecken, erstarren wir beide. Schwer zu sagen, wer mehr in Alarmbereitschaft versetzt ist – mit einem Flip Flop bewaffnet kann ich nur hoffen, dass sie es ist.

Irgendwann dämmert der Morgen und der Besitzer des Homestays ist bereits wach. Ich bitte ihn, mich zu einem Doktor zu bringen. Das mache er natürlich gerne, aber ich solle vorher etwas essen. ESSEN? Very funny. Trotzdem gehe ich ins Nebenhaus, wo das Frühstück serviert wird und will wenigstens eine Flasche Wasser holen, doch selbst die 20 Schritte hin und retour sind zu viel – ich schaffe es gerade noch ins Bett zu fallen, bevor mir schwarz vor Augen wird. 

Beim Anblick des Mopeds, mit dem ich zum Arzt gefahren werde, lässt es mich schaudern. Hoffentlich kommen zu meinem Zustand nicht auch noch gebrochene Knochen hinzu. Wie soll ich mich auf dem Ding oben halten, wenn ich‘s nicht mal mit meinen eigenen zwei Beinen hinbekomm‘? Doch kaum sitz ich auf dem, eigentlich so geliebten, Zweirad, fühle ich mich federleicht. „Wird schon alles passen …“, wiederhole ich mein Reisemantra. 

Beim Arzt warten drei Leute vor mir - auf Plastik- und Holzstühlen im Garten - , aus dem Behandlungszimmer rieche ich allerhand Medizin. Ein Sprung durch die Zeit … Der Herr vor mir lässt mir den Vortritt. Ich muss ja wirklich ein schönes Bild abgeben … oder es ist einfach die balinesische Freundlichkeit. 

Der Doktor ist in Wahrheit eine Ärztin, die mich mit den Worten: „I don’t speak English, do you speak Indonesian?“ hereinbittet. Ich will nicht arrogant sein, zumal sie letztlich sehr hilfsbereit war, aber wie kann es sein, ein Medizinstudium zu absolvieren und dann kaum ein Wort Englisch zu sprechen? Aber auch hier geht mit Händen und Füßen alles, und auch das Wort „Denguefever“ versteht sie. Sie gibt mir allerhand Medizin, unter anderem auch Antibiotika, von denen ich aber schon jetzt weiß, dass ich sie nicht nehmen werde. Ich habe mit einer guten Reiseapotheke vorgesorgt. Ich will nur wissen, was mit mir los ist. Die Vitamine und Tabletten gegen Übelkeit nehme ich dafür gerne an und mache mir eine innere Notiz, auch solche Medikamente in meine künftige Reiseapotheke zu packen.

Wieder „zuhause“ kümmern sich die Besitzer des Homestays rührend um mich. Sie versorgen mich mit Toastbrot, Wasser, Tee, und am Abend schaffe ich es sogar gefahrlos Reis mit Hühnchen zu mir zu nehmen. Obwohl ich merke, dass spazieren gehen nicht drin ist, geht es mir doch sichtlich besser. Es ist also kein Denguefieber und offenbar auch nicht Malaria.

Leider muss ich meinen Ausflug nach Java zum Bromo Vulkan streichen, was mir das Herz bricht, weil ich mich schon seit Tagen darauf gefreut habe. Es ist trotzdem undenkbar in den nächsten Tagen einen Vulkan zu besteigen. Ich würd’s ja nicht mal auf den Bisamberg schaffen.

Spätestens am 20.1. muss ich Indonesien verlassen, weil mein Visum ausläuft, und ich möchte noch gerne nach Seminyak, um dort endlich surfen zu probieren, bevor ich die letzten zehn Tage meiner Reise auf einem Strand in Thailand verbringen werde. Und fürs Surfen werde ich meine Kraft brauchen. 

Ich akzeptiere also die Situation. Heute, nach einer ruhigen Nacht, werde ich zum Strand gehen und die Zeit hier genießen, denn Balian Beach fühlt sich wie ein besonderer Ort an. Der Strand und das Meer sind wild und kraftvoll, und ich könnte wirklich stundenlang diese Bilder in mich aufsaugen. Ein guter Platz also, um sich zu erholen und zur Ruhe zu kommen. 

Freud‘ und Leid liegen tatsächlich sehr nah beieinander. 

Traditionelle balinesische Tänzerinnen.


Naturgewalten.


I could watch it forever.







Aufregende Wolkenstimmung vor dem Regenguss.

Ich kann's kaum erwarten, mal auf diesen Wellen zu surfen! (In ein paar Jahren ...)

Sonnenuntergangsfoto gabs schon länger keins mehr ;) - Balian Beach

1 Kommentar:

  1. Solltest Du jemals mit dem Gedanken spielen, in die Gastronomie zu wechseln, dann hab ich schon den passenden Lokalnamen für dich im Kopf: "Die Breakfast-Baracke" :-)
    Ich find, das hat was... Pass auf dich auf, trink viel und iss gut!!!

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