Mittwoch, 25. Juni 2014

To be honest …

Werde ich je wieder entspannt Urlaub machen können? Mittlerweile kann ich diese Frage überwiegend mit „Ja“ beantworten, auch wenn ich vermutlich immer etwas Wehmut empfinden werde. Warum? Weil es etwas ganz anderes ist zu reisen als „nur“ Urlaub zu machen. Und diese Erkenntnis traf mich unerwartet hart.


Schon vor meiner Abreise war da so ein seltsames Gefühl in mir, das ich immer noch nicht recht beschreiben kann. Vorbereitungen wurden in letzter Sekunde getroffen, der Rucksack im letzten Moment gepackt, ein Übernachtungshotel in Colombo am Tag vor der Abreise gebucht. Gedanklich schwirrte mir immer wieder der leicht arrogante Satz „Ich war drei Monate auf Reisen, was brauche ich mich großartig auf zweieinhalb Wochen Urlaub vorbereiten?“ im Kopf herum. 

Als ich in Arugam Bay ankam (von der abenteuerlichen Anreise erzähle ich ein anderes Mal), war mein Stresspegel auf 180. Zweieinhalb Wochen, um zu surfen, zu entspannen, das Land zu bereisen, die Locals kennenzulernen und, und, und. Kurzum: So schnell wie möglich den Travelspirit aufleben lassen und soviel wie möglich erleben – aber natürlich betont gelassen. 

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Es versteht sich von selbst, dass dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist – das war mir selbst von Anfang an klar, und das machte mich noch unruhiger. Unzufriedenheit breitete sich aus, in Selbstmitleid zerfließende Nachrichten wurden nach Hause geschickt … wo war sie nur? Meine Reisefreude? Mein alter Bekannter. Noch dazu bin ich von lauter jungen Menschen umgeben, die alle zwischen sechs und zwölf Monaten unterwegs sind. Neid! Sehnsucht!

Und dann ging plötzlich alles ganz schnell – wie immer, wenn man nicht damit rechnet. Eine Amerikanerin checkte ein (kann man das sagen bei einer Mischung aus Guesthouse, Hostel und Homestay?), die den schönsten Namen überhaupt hat: Grace. Wir verstanden uns auf Anhieb. Mir ihr führe ich ewig lange Gespräche, englische Begriffe fliegen mir wieder zu, und da ist sie endlich wieder und kribbelt von der Haarwurzel bis in die Zehenspitzen: Die Travel-Atmosphäre. Man lernt sich kennen, teilt Persönliches, Witziges, Trauriges und philosophiert in den Tag hinein. 



Auch äußerlich passe ich mich wieder der „Szene“ an. Schlabberklamotten und Fußkettchen dürfen nicht fehlen, und ob des fehlenden Schattens bin ich für meine Verhältnisse erstaunlich gebräunt. Untertags wird am Strand gechillt, die Wellen, die mit einer ohrenbetäubenden Kraft hereinbrechen, werden mutig bezwungen und abends geht es entweder mit dem Klappergestell von Fahrrad zum Elefanten beobachten, nach Hause zum Guesthousebesitzer, der uns seine Familie vorstellt oder heute – zum 1. Mal – zum Surfen beim Whiskey Point, dem Anfängerstrand.



Kurzum: Es hat gedauert, aber ich bin endlich angekommen und wieder ich selbst: Und so werde ich ganz einfach die gaaanze Zeit hier in Arugam Bay verbringen und nicht durchs Land hetzen. Wozu auch, wenn man bereits ein herrliches Fleckchen Paradies gefunden hat?

2 Kommentare:

  1. dort wo man die surfboards ausborgen kann, gibts einen ganz kleinen, tapsigen welpen, der mir nicht nur sprichwörtlich am rockzipfel hängt. so süß!

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