Was tut man, wenn möglich, als Erstes, wenn man in einer für
sich noch unbekannten Gegend ankommt? Genau, sich einen Überblick verschaffen.
Gesagt, getan – und zwar aus der Vogelperspektive. Ein Helikopterflug war
schnell für 30 Minuten gebucht. An der luxuriösen Alfred and Victoria
Waterfront werden diese neben Safaris, Shark diving-Bootstouren und vielem
mehr angeboten, und zwar wie bei einem Battle oder am Bazar.
Na gut, wenn ich etwas in Asien gelernt habe, dann ist es
feilschen. Der gute Mann wirft auf gut Glück ein erstes Angebot in den Ring,
das mir nur ein müdes Lächeln abringt. Mit viel Gestik, die ich interessiert
beobachte, erklärt er mir lang und breit sein zweites Angebot. Na, das klingt
schon besser. Letztlich einigen wir uns auf einen finalen Preis per Handschlag.
Wir werden in 20 Minuten „dort vorne“ abgeholt und dann geht’s zum Flugplatz.
Gezahlt wird dort. Ähm … und wie wär's mit einer schriftlichen Bestätigung für
den „Spezialpreis“? Ach, die bräuchten
wir nicht, man kenne ihn dort, und „they won’t make any problems“. Aha, das nehm
ich ihm ja nicht wirklich ab, aber gut.
Immerhin kommt das knallrote Golfauto und bringt uns wie
versprochen zur Helikopter-Basis. Dort weiß man natürlich nichts von einer
Reservierung, und einen Dennis, nämlich jenen Herrn, mit dem verhandelt wurde, kennt man
auch nicht. Doch in Kapstadt ist alles kein Problem. Wir müssen zwar nochmal
ein paar Minuten warten, dann dürfen wir trotzdem – zum verhandelten Preis – in
diesen Traum der Lüfte einsteigen. Ich bin bestimmt kein Freak was sowas
angeht, ABER: In so einem Teil zu sitzen, kann schon einiges. Innerhalb
kürzester Zeit habe ich beschlossen, mir einen eigenen Helikopter anzuschaffen.
Es muss ja kein außergewöhnlicher sein … ein ganz kleiner, und dann bewege ich
mich nur noch damit von A nach B. Von Wien auf die Berge, über den Ozean bis
nach Australien oder einfach von meiner Wohnung zum Naschmarkt.
Vom Ausblick über Kapstadt ganz zu schweigen. Es ist
atemberaubend schön, den weißen Schaum der Wellen, die gegen die Küste branden, zu sehen; der Tafelberg scheint zum Greifen nahe; man sieht das Ausmaß dieser
Stadt und den Unterschied zwischen den reichen Villen-Gegenden und den enormen
Townships (Siedlungen der Ärmsten).
Mit diesem Overview bin ich voller Euphorie, so viele Ecken
wie möglich kennenzulernen.
Erde: Foto-Tour
Nachdem ich leidenschaftlich gerne fotografiere und außerdem
ohne Auto in Cape Town unterwegs bin, beschließe ich kurzerhand eine Foto-Tour
rund um die Insel zu buchen. Eine gute Idee, eine sehr gute Idee. Don, der
Tourguide, erzählt uns wahnsinnig viel über Südafrika, Kapstadt im Speziellen,
Historisches, die Sprachen und natürlich viel Informatives zum Thema
Fotografieren. Gemeinsam haben wir so viel Spaß gehabt, dass die Tour sogar
zwei Stunden länger dauerte als geplant (von 10.00-20.00 Uhr). Und Sonntag
werden wir den Lions Head besteigen – nicht als Tour, sondern einfach so
privat. Finde ich total nett von ihm. Ich bin gespannt, wie (und ob!) ich dort
oben ankomme.
Wasser: Shark diving
Es ist 04.30 Uhr, und der Wecker braucht nur einen Piep von
sich zu geben, schon bin ich hellwach. Nicht schwer, weil ich die ganze Nacht
nicht wirklich ein Auge zugetan habe. Heute steht Shark diving am Programm,
Abfahrt um 05:30 Uhr. Also sitze ich bald darauf in einem Minivan Richtung Gansbaai,
Westkap. Seit ich ein Kind war haben Autofahrten etwas äußerst Einschläferndes
auf mich. Es dauert also nicht lang, bis ich wieder den reizenden Anblick eines
geräderten Springinkerl biete: Der Kopf baumelt von links nach rechts, das „Goda“ (wie es mein Vater charmant bezeichnen würde) sperrangelweit offen. Naja, nobody is perfect.
Nach rund zwei Stunden sind wir am Hafen angekommen, neben
unserem Van wohl noch ein zweiter. Es gibt ein kleines Frühstücksbuffet,
während der Stärkung blickt man auf zwei Flatscreens, auf denen Animal Planet
oder etwas in der Art läuft, danach gibt’s eine Einweisung. Es wird einem auch
erklärt, wie man eine knallorange Schwimmweste korrekt anlegt. Ähm … wir fahren
in ein Haigebiet, sollte ich tatsächlich ins Wasser plumpsen, wage ich zu
behaupten, dass die Schwimmweste relativ unnötig ist. Die Dame erklärt uns
jedoch, dass „üblicherweise“ jeder „vorher“ gerettet wird, die Haie würden nur
ihre Kreise um einen ziehen. Mhm. Würd ich an ihrer Stelle auch erzählen.
Zu Fuß geht’s dann runter zum Pier, wir nehmen auf dem Boot
Platz und am Weg aus der Bucht ins offene Meer laufen ein paar
Gedankengänge Dauerschleife: „What the fu**, Was zum Teufel? Ich bin doch
völlig bescheuert. Das ist wider die Natur. Wieso zum Henker tue ich das? Ich
bin meschugge. Shu … ich bin ein Springinkerl – lasst mich hier rauuuus!“ Ein
verstohlener Blick nach links und ein unauffälliger nach rechts, okay, ich bin mit
diesen wortreichen Gedanken der Selbstbeschimpfung nicht alleine. Immerhin.
Und dann geht’s los. Die erste „Fuhr“ an Leuten soll in den
Käfig. Die Haie werden mittels eines bestialisch stinkendem Fischmix, inkl.
zerfleddertem Fischkopf an einem Angelhaken, angelockt. Also … solang ich nicht
die Erste bin, ist alles gut. Ich will nur nicht … „So, who wants first? No one?
Okay, then you … you … and you … and …“ - das ist mein Stichwort: „Oh guck mal –
da schwimmt eine Sardine auf der anderen Seite des Boots. Woow, wie schön …“ Also
ich bin gerade beschäftigt, ich kann noch nicht in den Käfig.
Puh, die Taktik ist aufgegangen. Dann schauen wir doch einmal
voyeuristisch bei den anderen zu. Und dann heißt es warten. Und warten. Und –
richtig – warten. Hm. Tut sich ja nicht so irre viel. Aber zumindest die Möwen
haben ihre Freude an diesem ekelhaften Fischmix. Hie und da tauchen dunkle
Schatten unter der Wasseroberfläche auf, ich sehe eine Rückenflosse. Wow!
And then it’s my turn. Huhh!! Ich trage zwar einen Wetsuite
inkl. Füßlingen, aber wieso schwimme ich dann trotzdem im Wasser? Und zwar wortwörtlich. Sollte der Anzug nicht
wasserabweisend sein? Irgendwie rinnt's da von allen Seiten rein, und ich bin fürs Erste damit beschäftigt, alle Muskeln anzuspannen – als ob das wirklich gegen
das arschkalte (bitte entschuldigt die Wortwahl) Wasser helfen würde, aber
einfach entspannt dahängen, geht dann auch nicht.
Plötzlich aufgeregtes Geschnatter am Boot – da ist wohl was
im Anmarsch. Taaatam Taaatam Tam Tam Tam Tam Tam – haben wir auch alle die
Titelmusik des Films „Der weiße Hai“ im Ohr, ja? Diverse Exemplare umkreisen
uns, am angebotenen Fischkopf findet bisher jedoch keiner Gefallen. Trotzdem
gelingt es mir zumindest aus der Ferne unter Wasser einen Hai von der Seite zu
sehen.
Weitaus beeindruckender war es, einen dieser Giganten vom Boot
aus zu sehen, als er sein berühmt-berüchtigtes Maul aufriss, über Wasser nach
dem Köder schnappte und den Käfig rammte. Nicht schlecht.
Fotos gibt’s von dem Trip leider keine. Obwohl es durchaus
eine interessante Erfahrung war, hatte das Ganze für mich zu sehr den fahlen
Beigeschmack der Massenabfertigung. Es war nicht ganz klar, wie der Ablauf sein
würde, und durch das ganze Gewusel am Boot, erschien es mir zu riskant, die
(nicht wasserfeste) Kamera auszupacken. Und selbst wenn – wenn so ein riesen
Vieh plötzlich und unerwartet auftaucht, dann verpasst man das Beste, wenn man
durch eine Linse guckt, anstatt sich dem Geschehen voll und ganz hinzugeben.
Feuer: Pois am Strand
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