Donnerstag, 14. November 2013

Einmal Aufklärung, bitte.

Unsere herzliche Rezeptionistin in Siem Reap werde ich wohl so schnell nicht vergessen, und das nicht nur, weil sie erstaunlich gut Englisch sprechen konnte. Abends sah ich sie oft mit einer Flasche Wasser am Bauch, und ich habe sie angesprochen, ob es ihr gut ginge. Jetzt weiß ich, dass die Mutterschutz-Uhren in Kambodscha anders ticken als bei uns. Die Gute stand nämlich bereits drei Tage nach der Geburt ihrer dritten Tochter wieder im Hotel. DREI Tage. Irre … Während wir auf unseren Nachtbus warteten, der uns nach Phnom Penh bringen soll, nutzte ich die Gelegenheit, um ein bisschen mehr über ihr Leben zu erfahren.


Ihre Tochter lebt am Land bei der Großmutter, weil die beiden Eltern arbeiten müssen. Sie im Hotel, er als TukTuk-Fahrer. Nach drei Töchtern soll nun aber Schluss sein, sie müsse aber erst mit dem Arzt sprechen, wie ein weiteres Kind nach Möglichkeit zu vermeiden wäre. Nachdem sie sehr offenherzig war, haben Sylvia und ich die Aufklärung über Empfängnisverhütung in die Hand genommen. Bezüglich der Pille war sie erst skeptisch, weil eine ihrer Freundinnen trotzdem schwanger geworden ist. Die Tatsache, dass man die allerdings drei Wochen lang jeden Tag nehmen muss – ohne zu vergessen – war offensichtlich ein Novum. 

Das Hotel wird in fünf Monaten geschlossen – Neuübernahme. Sie wird ihren Job verlieren, weil der neue Hotelbesitzer eine Tochter hat, die ihren Posten übernehmen wird. Wenn sie nicht rechtzeitig eine neue Arbeit findet, wird sie am Reisfeld arbeiten müssen. Ein tiefer Fall und ein hartes Los. Ich meinte, dass sie mit ihrem guten Englisch doch sicher keine Probleme haben werde, in der Tourismusbranche eine neue Anstellung zu finden – der Tourismus in Kambodscha boomt, und Siem Reap ist mit den Angkor Wats das Highlight schlechthin. Ihr Problem ist allerdings, dass sie zwar gut Englisch spricht, es aber nicht schreiben und auch mit Computern nicht umgehen kann, weil sie nie in der Schule war (mal abgesehen davon, dass der Englischunterricht kostenpflichtig ist). Ich wünsche ihr auf jeden Fall nur das Beste und hoffe, dass sie ihr Schicksal nicht zu einem Reisfeld führt, zumal sie dann auch  nicht mehr das Schulgeld für ihre älteste Tochter aufbringen könnte.

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