Freitag, 8. November 2013

Gutes tun tut gut

Eigentlich wäre für heute Regen angesagt gewesen, deswegen stand ein Besuch im Nationalmuseum am Plan. Ein Blick aus dem Fenster überraschte mich vom Gegenteil: strahlender Sonnenschein. Fein, mal sehen, wie lange der anhält. Also zuerst ab zum Tempel Wat Atheva, der laut meinem Lonely Planet sehr abgelegen sein soll, weswegen sich auch nur wenige Touristen hin verirren. Da hat mein Reiseführer ein wahres Wort gesprochen – nicht ein einziger Tourist war dort anwesend.

Mein Tuk-Tuk-Fahrer begleitet mich auf meinem Spaziergang. Ich weiß jetzt, dass er 30 Jahre alt ist, leicht verlegen wird, und sich sicher gerne mehr mit mir unterhalten würde, ließe es sein Englisch zu – oder mein Kambodschanisch:-).


Und plötzlich lautes Kinderlachen. Ich erklimme die hohen Stufen und sehe eine Handvoll Kinder beten, oder eher rumalbern. Es ist wohl ein internationales Phänomen, dass die Mädchen die braven und disziplinierten sind, während die Jungs sich feixen und Schabernack treiben. Durch mich lassen sie sich nicht beirren. Ich beobachte sie, der Tuk-Tuk-Faher beobachtet uns, bis die Kids aufspringen – manche in ihrer Schuluniform – und davon springen. 

Es scheint, dass Mr. T (ich nenne ihn jetzt einfach mal so, anstatt ständig „Tuk-Tuk-Fahrer“ runterzubeten) ebenso von den alten Gemäuern beeindruckt ist wie ich. Andächtig streicht er über die Inschriften auf einer Säule.




Als nächsten Programmpunkt habe ich mir den Besuch der CDO Orphanage (Children & Development Organization www.cdochildren.org) ausgesucht. Am Weg dorthin, erklärt mir Mr. T in holprigem Englisch, dass die Kinder hier rund neun Jahre Schulpflicht haben. Wenn ich es richtig verstanden habe, steht die Schule für jedes Kind kostenlos offen, um „Khmer“ zu lernen (ob das nur lesen und schreiben inkludiert, oder auch Geschichte, Biologie etc. bleibt unklar). Am Nachmittag gibt’s Englisch-Unterricht – und der kostet den Familien etwas, ebenso wie Schulutensilien sowie Schuluniformen. Die ist übrigens immer tip top. Die Hemden strahlend weiß, die Faltenröcke und Hosen tadellos gebügelt. 

Als wir vor dem Waisenhaus stehen bleiben, laufen sofort drei Jungs zum Eingangstor und lassen mich herein – ein Schwall aus neugierigen Kinderfragen bricht über mich herein. Wo kommst du her? Australien? Aha, Austria – noch nie gehört, wo liegt das? Was arbeitest du? Wie alt bist du? Was machst du hier? Und dann empfängt mich ein Volunteer, mit dem ich mich sehr lange über die Gegebenheiten in diesem Waisenhaus unterhalte. Manche Kinder haben keine Eltern mehr, manche kommen aus sehr armen Verhältnissen und fristeten ihr Dasein als Straßenkinder. Bis zum 18. Lebensjahr dürfen sie in dieser Einrichtung bleiben, und wollen sie später studieren, bekommen sie Unterstützung. 

„Mama“, die Gründerin von CDO, hat es gerade geschafft, eine Schule zu bauen, in der auch andere Kinder aus der Umgebung willkommen sind. Vom Staat gibt’s keine Unterstützung, nur vom Ausland wie Portugal (!), Deutschland und Frankreich. Österreich hält sich dezent im Hintergrund (dafür gab’s von mir eine Spende). Der Volunteer erklärt, dass Kambodscha zu viele politische Probleme hätte, als dass es Waisenhäuser unterstützen könne. Welche Probleme das denn seien, erwähnt er nicht, denn von solchen Dingen hätte er keine Ahnung. Ich frage, ob er damit Korruption meint, er zuckt mit den Achseln und weicht mit einem „Maybe.“ aus. Ok, Message angekommen. 

Der junge Herr in hellblau (rechts von mir) möchte gerne mal ein "big Business Man" werden, und mit dem sympathischen Kerlchen links neben mir habe ich den nächsten Michael Jackson kennengelernt - in dessen Fußstapfen will er nämlich treten.




Regen ist immer noch keiner in Sicht, dafür sengende Hitze. Museen bieten sich ja zum Glück für alle Wetterlagen an. Dazu gibt’s nicht viel zu berichten. Ein Museum halt. Mag man, oder eben nicht.

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