Mittwoch, 6. November 2013

Insomnia und erschwerte Einreisebedingungen


Dank übelster Kopfschmerzen und einem straßenseitigen Zimmer, bei dem es vom Lärmpegel her keinen Unterschied gemacht hätte, das Fenster offen oder geschlossen zu halten, waren mir in meiner letzten Nacht in Bangkok lediglich 45 Minuten Schlaf vergönnt. Mehr können es nicht gewesen sein, 05.00 Uhr sprach das Ziffernblatt am Handy, bevor ich meine Augen zukneifte. „Komm schon, wenigstens ein paar Minuten Schlaf … du schaffst das!“ - Und wie ich das geschafft habe. Als ich aufwachte und wieder auf die Uhr blickte war es 06.05 Uhr. Was? Nein. Das kann nicht sein. Das ist bestimmt die Wiener Uhrzeit. Ich bin verwirrt. Oh Gott! Es ist die richtige Uhrzeit, und ich bin zu spät! Mein Airport-Shuttle-Bus ist vor fünf Minuten abgefahren. 


Ich stehe senkrecht im Bett (wenigstens das Kopfweh bin ich los), anziehen, Zähne putzen, die letzten Siebensachen einpacken, Rucksäcke hochhieven und auschecken. Wenn ich bloß verstehen könnte, was mir der Typ an der Rezeption so erzählt … ein Taxi will ich, bitte. Ja, mit Highway, nein, kein großes Taxi. Für 15$, statt 5$ (den Shuttle-Bus hatte ich natürlich im Voraus bezahlt …) geht’s zum Don Mueang Flughafen. Alles easy, ich hab massig Zeit. 

Am Flughafen freue ich mich auf einen Chai Tea Latte bei Starbucks. Umsonst. Gibt’s hier nicht. Na dann eine Hot Choclate, obwohl das wohl der rechte Moment wäre, um mit Kaffeetrinken anzufangen. Jetlag hatte ich ursprünglich keinen, aber dank der schlaflosen Nacht ist mein Rhythmus durcheinander. Während ich in meinem Lonely Planet schmökere, setzen sich zwei ältere Herren aus Kalifornien neben mich, die vom Auftreten her problemlos in der ATV-Sendung „Das Geschäft mit der Liebe“ mitspielen könnten. Natürlich quatschen sie mich an, und natürlich werde ich zu Hitler und wie es denn den Juden „mittlerweile“ so geht, befragt. Wie gesagt, sympathische Herren. Ich geh dann mal zum Gate. Bye Bye, und lasst mir Arni schön grüßen.

Der Flug nach Siem Reap dauert eine knappe Stunde, die wie im Flug vergeht (Lob für diesen bahnbrechenden Wortwitz). Als ich aus dem Flugzeug aussteige und den kleinen Arrival-Bereich sehe, geht mein Herz auf. Ich glaube, ich bin dem was ich suche einen bedeutenden Schritt näher gekommen. Was ich suche, und warum mich dieses Gefühl beschleicht? Kann ich noch nicht so genau sagen. 



In der Ankunftshalle stelle ich mich bei „Visa on arrival“ an. „20$“, ist alles, was mir der Beamte zuraunt. Hm, jaa. Kann ich mein Visum auch mit Visa bezahlen? „Only cash.“ Schon in Wien brav mitgedacht, habe ich Tage vor Abflug ein paar Dollar gewechselt. Und wo sind die nun? Richtig. In meinem Rucksack ganz unten, und der dreht vermutlich gerade seine erste Ehrenrunde am Gepäckförderband. „ATM“ lautet das Schlagwort, und der Beamte deutet auf den Geldautomaten hinter mir. Der funktioniert nur leider nicht, wie mir zwei andere Reisende fachmännisch mitteilen. Sie hätten dasselbe Problem, einen zweiten gibt’s hier aber nicht. Vom Anstarren wird’s auch nicht besser, denke ich mir, und stiefel zu einer Aufsichtsdame. „Police“, sagt sie und deutet irgendwohin. Police also, ja? Fängt ja gut an. 

Also rüber zur Police, wo auch schon ein junger Japaner steht, same problem. Der Herr kassiert unsere Pässe ein und schickt uns raus. Irgendwo draußen gibt es noch einen Geldautomaten. Pass hergeben und illegal fremdes Territorium betreten – ein Traum. Nach ewigem Suchen und um 50$ reicher, hechten der nette Japaner und ich wieder zurück. „No entry here!“, hält uns eine Dame auf. Ähm … ja schon … aber ich muss da wieder rein. Sie geleitet uns zu einem Seiteneingang, durch den wir uns wie Diebe stehlen müssen. 

Und wo ist nun der Herr in dunkelblau? Der macht wohl Mittagspause, jemand anders winkt uns mit unseren Pässen zu. Wieder anstellen, triumphierend 20$ zahlen, mein Pass wird weitergereicht, ich soll mich daneben weiter anstellen. Hm. 30 Minuten hier und schon zwei Mal meinen Pass abgegeben … gut gemacht. Während ich meine Gedanken sortiere, winkt eine Dame mit meinem Pass und sagt - mal wieder - etwas mir unverständliches. Mann, nimm doch den Pass runter! Das Foto zeigt mich nicht gerade von meiner Schokoladenseite. Sie sieht mich an und checkt, ob ich wirklich die Eigentümerin bin – nehme ich an. Ich kann nur schätzen, aber ich vermute, dass mein momentaner Gesichtsausdruck dem dämlichen im Pass recht nahe kommt. Sie schweigt. Ich nehme den Pass. Sie schweigt. Ich frage nach, ob ich jetzt gehen kann. Sie schweigt. Ich gehe. Schockzustand? Man weiß es nicht. 

Dann nochmal eine Passkontrolle. Der Beamte isst gemütlich seinen Apfel und würdigt mich keines Blickes. Stell ich mich hier gerade wie der letzte Trottel an und kann in Wahrheit einfach durchgehen? Ich versuch‘s mal. Nein, natürlich kann ich nicht einfach vorbei. Beschämt drehe ich um, zeige meinen Pass, er murmelt etwas, und zwei Minuten später bekomme ich mein wertvollstes Gut mit Apfelresten retour. 

Draußen wage ich es gar nicht zu hoffen, dass mich jemand vom Hotel abholt, wie erbeten. Ein schneller Blick, nein, kein Schild mit meinem Namen. Also ab zum Taxistand. Der Japaner und ich versuchen herauszufinden, ob unsere Hotels in der Nähe liegen und es sich auszahlt, ein Taxi zu teilen und da – wie aus dem Nichts – sehe ich doch ein Schild mit meinem Namen. Juhu! 

Mein Empfangskomitee schultert meinen Rucksack und spaziert mit mir zum Parkplatz. Dort stehen eine Handvoll Autos, unter anderem auch ein sehr hübscher Mercedes Oldtimer. Ich will scherzen und frage, ob das unser Wagen ist. Er schaut mich stirnrunzelnd an und deutet auf das Tuk Tuk daneben. Ist ja schon gut, war ja nur ein Scherz. Tuk Tuk ist auch cool. 

Es ruckelt und zuckelt, und schon weht mir der Fahrtwind um die Ohren. Ganz schön rasant unterwegs, der Herr. Dicke Wolken hängen über der Stadt und es riecht nach Regen. Mhh. Ich sauge die ersten Eindrücke auf wie ein Schwamm. Nein, ich nehme die Kamera nicht heraus und fange an wie wild zu knipsen. Jetzt will ich einfach nur genießen. 

Am Straßenrand wird aufgetankt. Was es genau ist, was ein kleines Mädchen in einer Glasflasche heranschleppt, will ich gar nicht wissen. Der Fahrer kneift ihr in die Wange und weiter geht’s. Natürlich soll ich ihn als privaten Führer für Angkor Wat engagieren. Mal sehen, die Visitenkarte ist eingesteckt. 

Nach einem kurzen Powernap erkunde ich die Gegend. Erst mal ohne Lonely Planet. Es ist dunkel, und nur der Nightmarket zahlt sich aus. Hier sind sie schon etwas aufdringlicher, die Verkäufer und vor allem die Tuk Tuk-Fahrer. Mit der Landeswährung kämpfe ich. Ich dachte, ich hätte umgerechnet 40$ eingesteckt, in Wahrheit waren es vielleicht 5$. Nach dem Abendessen sind es vielleicht noch geschätzte 2$. Ein nettes Souvenir hätte ich entdeckt, als ich der Verkäuferin allerdings sage, dass ich mich nur umschaue, weil ich kein Geld einstecken hätte, macht sie mir einen besseren Preis. Die Situation wiederholt sich noch 2-3 Mal, und ich notiere mir geistig diese Form des Preisverhandelns. Da ich WIRKLICH kein Geld eingesteckt habe, ziehe ich von dannen. 

Mir gefällt’s hier. Ab morgen gibt’s endlich Kultur, genug von diesen Märkten und Klim Bim. 


5 Kommentare:

  1. :) Ich glaub, ich erkläre mich solidarisch, und werd morgen auch irgendwas von einem Amt in Wien besorgen. Wird gschätzt eine ähnliche Geschichte werden ;)

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  2. Nightmarket, Nightmarket!!! Beste Ware ever!!!

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  3. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  4. tintifax-gibts auch einen namen v. dir? ;)

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