Dank übelster Kopfschmerzen und einem
straßenseitigen Zimmer, bei dem es vom Lärmpegel her keinen Unterschied gemacht
hätte, das Fenster offen oder geschlossen zu halten, waren mir in meiner letzten
Nacht in Bangkok lediglich 45 Minuten Schlaf vergönnt. Mehr können es nicht
gewesen sein, 05.00 Uhr sprach das Ziffernblatt am Handy, bevor ich meine Augen
zukneifte. „Komm schon, wenigstens ein paar Minuten Schlaf … du schaffst das!“ - Und wie ich das geschafft habe. Als ich aufwachte und wieder auf die Uhr blickte
war es 06.05 Uhr. Was? Nein. Das kann nicht sein. Das ist bestimmt die Wiener
Uhrzeit. Ich bin verwirrt. Oh Gott! Es ist die richtige Uhrzeit, und ich bin zu
spät! Mein Airport-Shuttle-Bus ist vor fünf Minuten abgefahren.
Ich stehe senkrecht im Bett (wenigstens das
Kopfweh bin ich los), anziehen, Zähne putzen, die letzten Siebensachen
einpacken, Rucksäcke hochhieven und auschecken. Wenn ich bloß verstehen könnte,
was mir der Typ an der Rezeption so erzählt … ein Taxi will ich, bitte. Ja, mit
Highway, nein, kein großes Taxi. Für 15$, statt 5$ (den Shuttle-Bus hatte ich
natürlich im Voraus bezahlt …) geht’s zum Don Mueang Flughafen. Alles easy, ich
hab massig Zeit.
Am Flughafen freue ich mich auf einen Chai
Tea Latte bei Starbucks. Umsonst. Gibt’s hier nicht. Na dann eine Hot Choclate,
obwohl das wohl der rechte Moment wäre, um mit Kaffeetrinken anzufangen. Jetlag
hatte ich ursprünglich keinen, aber dank der schlaflosen Nacht ist mein Rhythmus
durcheinander. Während ich in meinem Lonely Planet schmökere, setzen sich zwei
ältere Herren aus Kalifornien neben mich, die vom Auftreten her problemlos in
der ATV-Sendung „Das Geschäft mit der Liebe“ mitspielen könnten. Natürlich
quatschen sie mich an, und natürlich werde ich zu Hitler und wie es denn den
Juden „mittlerweile“ so geht, befragt. Wie gesagt, sympathische Herren. Ich geh
dann mal zum Gate. Bye Bye, und lasst mir Arni schön grüßen.
Der Flug nach Siem Reap dauert eine knappe
Stunde, die wie im Flug vergeht (Lob für diesen bahnbrechenden Wortwitz). Als
ich aus dem Flugzeug aussteige und den kleinen Arrival-Bereich sehe, geht mein
Herz auf. Ich glaube, ich bin dem was ich suche einen bedeutenden Schritt näher
gekommen. Was ich suche, und warum mich dieses Gefühl beschleicht? Kann ich
noch nicht so genau sagen.
In der Ankunftshalle stelle ich mich bei
„Visa on arrival“ an. „20$“, ist alles, was mir der Beamte zuraunt. Hm, jaa.
Kann ich mein Visum auch mit Visa bezahlen? „Only cash.“ Schon in Wien brav mitgedacht,
habe ich Tage vor Abflug ein paar Dollar gewechselt. Und wo sind die nun?
Richtig. In meinem Rucksack ganz unten, und der dreht vermutlich gerade seine erste
Ehrenrunde am Gepäckförderband. „ATM“ lautet das Schlagwort, und der Beamte
deutet auf den Geldautomaten hinter mir. Der funktioniert nur leider nicht, wie
mir zwei andere Reisende fachmännisch mitteilen. Sie hätten dasselbe Problem,
einen zweiten gibt’s hier aber nicht. Vom Anstarren wird’s auch nicht besser,
denke ich mir, und stiefel zu einer Aufsichtsdame. „Police“, sagt sie und
deutet irgendwohin. Police also, ja? Fängt ja gut an.
Also rüber zur Police, wo auch schon ein
junger Japaner steht, same problem. Der Herr kassiert unsere Pässe ein und
schickt uns raus. Irgendwo draußen gibt es noch einen Geldautomaten. Pass
hergeben und illegal fremdes Territorium betreten – ein Traum. Nach ewigem
Suchen und um 50$ reicher, hechten der nette Japaner und ich wieder zurück. „No
entry here!“, hält uns eine Dame auf. Ähm … ja schon … aber ich muss da wieder
rein. Sie geleitet uns zu einem Seiteneingang, durch den wir uns wie Diebe
stehlen müssen.
Und wo ist nun der Herr in dunkelblau? Der
macht wohl Mittagspause, jemand anders winkt uns mit unseren Pässen zu. Wieder
anstellen, triumphierend 20$ zahlen, mein Pass wird weitergereicht, ich soll
mich daneben weiter anstellen. Hm. 30 Minuten hier und schon zwei Mal meinen
Pass abgegeben … gut gemacht. Während ich meine Gedanken sortiere, winkt eine
Dame mit meinem Pass und sagt - mal wieder - etwas mir unverständliches. Mann,
nimm doch den Pass runter! Das Foto zeigt mich nicht gerade von meiner
Schokoladenseite. Sie sieht mich an und checkt, ob ich wirklich die
Eigentümerin bin – nehme ich an. Ich kann nur schätzen, aber ich vermute, dass mein
momentaner Gesichtsausdruck dem dämlichen im Pass recht nahe kommt. Sie schweigt. Ich nehme den Pass. Sie schweigt.
Ich frage nach, ob ich jetzt gehen kann. Sie schweigt. Ich gehe. Schockzustand?
Man weiß es nicht.
Dann nochmal eine Passkontrolle. Der Beamte
isst gemütlich seinen Apfel und würdigt mich keines Blickes. Stell ich mich
hier gerade wie der letzte Trottel an und kann in Wahrheit einfach durchgehen?
Ich versuch‘s mal. Nein, natürlich kann ich nicht einfach vorbei. Beschämt
drehe ich um, zeige meinen Pass, er murmelt etwas, und zwei Minuten später
bekomme ich mein wertvollstes Gut mit Apfelresten retour.
Draußen wage ich es gar nicht zu hoffen,
dass mich jemand vom Hotel abholt, wie erbeten. Ein schneller Blick, nein, kein
Schild mit meinem Namen. Also ab zum Taxistand. Der Japaner und ich versuchen
herauszufinden, ob unsere Hotels in der Nähe liegen und es sich auszahlt, ein
Taxi zu teilen und da – wie aus dem Nichts – sehe ich doch ein Schild mit
meinem Namen. Juhu!
Mein Empfangskomitee schultert meinen
Rucksack und spaziert mit mir zum Parkplatz. Dort stehen eine Handvoll Autos,
unter anderem auch ein sehr hübscher Mercedes Oldtimer. Ich will scherzen und
frage, ob das unser Wagen ist. Er schaut mich stirnrunzelnd an und deutet auf
das Tuk Tuk daneben. Ist ja schon gut, war ja nur ein Scherz. Tuk Tuk ist auch
cool.
Es ruckelt und zuckelt, und schon weht mir
der Fahrtwind um die Ohren. Ganz schön rasant unterwegs, der Herr. Dicke Wolken
hängen über der Stadt und es riecht nach Regen. Mhh. Ich sauge die ersten
Eindrücke auf wie ein Schwamm. Nein, ich nehme die Kamera nicht heraus und
fange an wie wild zu knipsen. Jetzt will ich einfach nur genießen.
Am Straßenrand wird aufgetankt. Was es
genau ist, was ein kleines Mädchen in einer Glasflasche heranschleppt, will ich
gar nicht wissen. Der Fahrer kneift ihr in die Wange und weiter geht’s.
Natürlich soll ich ihn als privaten Führer für Angkor Wat engagieren. Mal
sehen, die Visitenkarte ist eingesteckt.
Nach einem kurzen Powernap erkunde ich die
Gegend. Erst mal ohne Lonely Planet. Es ist dunkel, und nur der Nightmarket
zahlt sich aus. Hier sind sie schon etwas aufdringlicher, die Verkäufer und vor
allem die Tuk Tuk-Fahrer. Mit der Landeswährung kämpfe ich. Ich dachte, ich
hätte umgerechnet 40$ eingesteckt, in Wahrheit waren es vielleicht 5$. Nach dem
Abendessen sind es vielleicht noch geschätzte 2$. Ein nettes Souvenir hätte ich
entdeckt, als ich der Verkäuferin allerdings sage, dass ich mich nur umschaue,
weil ich kein Geld einstecken hätte, macht sie mir einen besseren Preis. Die
Situation wiederholt sich noch 2-3 Mal, und ich notiere mir geistig diese Form
des Preisverhandelns. Da ich WIRKLICH kein Geld eingesteckt habe, ziehe ich von
dannen.
Mir gefällt’s hier. Ab morgen gibt’s endlich
Kultur, genug von diesen Märkten und Klim Bim.
:) Ich glaub, ich erkläre mich solidarisch, und werd morgen auch irgendwas von einem Amt in Wien besorgen. Wird gschätzt eine ähnliche Geschichte werden ;)
AntwortenLöschenNightmarket, Nightmarket!!! Beste Ware ever!!!
AntwortenLöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschentintifax-gibts auch einen namen v. dir? ;)
AntwortenLöschenTuk Tuk fahren!! Wars lustig?
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